Die „wilde Mändle“ waren einst sehr verbreitet. Sie sind keine Sagengestalten, es hat sich wirklich gegeben. Ein Überbleibsel der Allgäuer Urbevölkerung. In Oberstdorf ist der Tanz in seiner Urform erhalten und wird seit 1901 alle fünf Jahre aufgeführt. Die erste Beschreibung es mystischen Tanzes erschien in der n. Chr. Verfassten Vita des Abtes Columban, welcher eine Opferfeier erwähnt, bei der die „wilden Männer“ zu einem Umtrunk vereint waren. Sinn des Tanzes war es früher, Verbindungen mit den geheimnisvollen Kräften der Natur, der Sternenwelt, der Sonne und den Göttern aufzunehmen um diese Kräfte dem Menschen gewogen zu machen.
Beim „wilde Mändle“ Tanz mit machen zu dürfen, ist damals wie heute ein Privileg und eine Ehre, die nur alteingessenen, männlichen Angehörigen Oberstdorfer Geschlechter zu teil wird.
Die Männer dürfen bei der Vorführung des Tanzes nie gehen oder schreiten. Die „wilden Mändle“ bewegen sich in sprunghafter Weise vor- oder rückwärts, dabei schnellen beide Füße in leichter Schrittstellung gleichzeitig vom Boden ab und kommen gleichzeitig wieder auf.
Der Tanz setzt sich aus 17 Tanzszenen zusammen welche in zwei Teile unterteilt sind. Der erste Teil eher in lockerer Verbindung der Figuren, beim zweiten bekommt das Spiel einen inneren Zusammenhang. Die Einleitungsszene ist dabei höchst originell. Hier offenbart sich das scheue, furchtsame und vorsichtige Wesen der „wilden Mändle“. Die Musik setzt ein und nacheinander tauchen eine Hand, ein Fuß und der Kopf der Tänzer hinter den Kulissen auf um gleich darauf wieder zu verschwinden.
Geheimnisvoll wie der Tanz ist auch die Kleidung. Sie ist aus Tannenbart hergestellt und bis auf die Augen sind die Männer damit komplett eingekleidet. Der Tannenbart besteht aus Moosflechte, die in Höhenlagen über 1.500 m im Bergwald zu finden ist. Um die Hüfte ist ein Gürtel aus frischem Tannenreisig gewunden und auf dem Kopf ruht ein Kranz aus Blättern des Stechholders (Stechpalme). Das Gewand der wilden Mändle wurde aus grauer Vorzeit überliefert. Es ist dem Wissen um die Pflanzenkunde, um Haus- und Heilmittel zuzuschreiben.
In der Schluss-Szene wird vom König der Met eingeschenkt. Es erklingt das Wilde-Mändle-Lied. Der Zuschauer fühlt sich durch die seltsame Musik, die eigenartigen Bewegungen der Tänzer und die charakteristische Bühne zurückversetzt in eine Zeit, deren Leben wir nur noch ahnen, aber nicht mehr kennen.
Juni bis September 2015 (zweimal pro Monat), in der Oybele Festhalle Oberstdorf
Veranstalter: Gebirgstrachten- und Heimatschutzverein Oberstdorf